Die Wundersame Welt des Fahrradpodcasts

Ist man bei Johanna im Podcast zu Besuch, dann gilt man als inspirierender Mensch, der in der „Wundersamen Fahrradwelt“ was zu sagen hat. Nicht weniger inspirierend ist aber die Frau hinter dem Podcast: Johanna Jahnke.

2013 kam Johanna zum Radfahren. Nach einer zeitintensiven Karriere als Rugbyspielerin beim FC St. Pauli und in der Nationalmannschaft (24 Länderspiele) war sie auf der Suche nach einer flexibleren Sportart. Schnell fand sie sich in der internationalen Fixed Gear Szene wieder, die ihre Eintrittskarte in die Wundersame Fahrradwelt war. Über die Fixed-Rennen der Red Hook Crit Serie in New York, London, Barcelona und Mailand landete Johanna schließlich beim Ultracycling und finishte 2018 mit ihrer Freundin Marion Dziwnik als erstes Frauenteam das Transcontinental Race im Zeitlimit. Damit war der Grundstein für das gelegt, wofür man sie heute kennt: ihren Radsport- und Abenteuer-Podcast.

„Die Wundersame Fahrradwelt“ entstand aus dem Wunsch heraus, Wissen und Informationen zu allen möglichen Fahrradthemen zu produzieren, die Johanna zu ihrem Einstieg in die Fahrradwelt selbst vermisst hat. Klassische Tipps zu Training, Rennen, Equipment und Motivation aus der Bikepacking-, Gravel- und Ultraszene sind dort gepaart mit persönlichen Geschichten und einem bewussten Gleichgewicht von weiblichen und männlichen Gästen. Über Tipps zum Einstieg ist Johanna selbst längst hinaus, und doch lernt sie aus jeder Podcast-Folge noch etwas über sich, die starken Menschen des Radsports und das Verschieben physischer und psychischer Grenzen. Als zweifache Mama, Mentaltrainerin, Unternehmerin und leidenschaftliche Sportlerin weiß sie um die Herausforderungen, die das tägliche Leben – besonders für Frauen – mit sich bringt und weiß sich in ihre Gegenüber hineinzuversetzen.

Neben dem Postcast findet man Johanna natürlich auf dem Rad und dort am liebsten auf einem Allroad- oder Gravelbike, wo sie die Freiheit von Schotterwegen und breiten Reifen liebt und ihr größtes Ziel verfolgt: Spaß zu haben und glücklich zu sein. Diese Einstellung hilft ihr auch im beruflichen Alltag als Mentaltrainerin. Denn auch, wenn der Weg vom Rugby zum Ultracycling im ersten Moment vielleicht etwas ungewöhnlich klingt, vereint beide Sportarten eine entscheidende Komponente: Die körperliche Kraft allein reicht oft nicht aus, die mentale Stärke entscheidet. Als Mentaltrainerin hilft Johanna Sportler:innen, ihre persönlichen Grenzen zu verschieben, Krisen zu überwinden und die Ressourcen für Veränderung dort zu finden, wo sie sind: in einem selbst.

Johannas ultimativer Tipp für alle, die – besonders in der aktuellen Zeit – etwas mit Motivationsproblemen zu kämpfen haben:

„Aufhören sich mit anderen zu vergleichen, denn das ist toxisch. Stattdessen klare und realistische Ziele definieren und den Erfolg am Erreichen der eigenen Ziele messen. Das macht frei, glücklich und führt am Ende zum erhofften Erfolg.“

Doch was hat Johanna eigentlich selbst zu sagen?
„Mehr als genug!“ finden wir und überreichen das Mikrofon an Johannas bisherige Podcast-Partner.

Wiebke Lühmann

Wie gehst Du, Johanna, mit jeglicher Form von Mikroaggressionen um? Zum Beispiel, wenn Kommentare kommen, die den Frauenradsport anzweifeln, sagen es gäbe kaum Geld in dem Bereich, da ZuschauerInnen nicht interessiert seien, oder ähnliches?

Tatsächlich bin ich sehr sparsam mit meinen diesbezüglichen Reaktionen in den Sozialen Medien. Manchmal platzt mir aber natürlich auch der Kragen und dann schreibe ich was dazu. Generell ist es aber so, dass ich das eher für mitlesende als für die Verfasser dieser Kommentare mache, denn die sind meistens eh sehr eingefahren in ihren Meinungen. Da helfen, wenn überhaupt, nur Gespräche und Zeit.

Natürlich treffen mich einige Kommentare auch persönlich, ich bin ja keine Maschine. Ich teile dann die entsprechenden Kommentare mit Freundinnen (so wie dir 😉 ) und das Hilft mir, sie mir nicht reinzuziehen. Das klappt auch immer besser.

Wie empfindest du die Social Media Entwicklung? Ist Social Media für dich als Podcasterin wichtig? Und denkst du, dass Rad-InfluencerInnen gut für das Frauenbild im Radsport sind? Wer ist für dich eine Radinfluencerin? Und wer inspiriert dich von den „großen“ Radinfluencerinnen?

Social Media bietet mir die Möglichkeit, mich mit meinen Hörer:innen direkt auszutauschen und zu wissen, was sie gerade interessiert. Besonders auf Instagram, aber auch FB und Linked In funktioniert das sehr gut. Außerdem kann ich auf diesen Plattformen auch mal ergänzende Informationen posten und teilen, was ich gerade so teste, wo ich fahre, was ich denke. Seit Neuestem gibt es «Die Wundersame Fahrradwelt» auch auf Komoot und dort teilen meine Interviewpartner:innen ihre Touren und Abenteuer. Das ist eine ganz fantastische Sache. Jana Kesenheimer zum Beispiel hat mir ihr Three Peaks Bike Race zur Verfügung gestellt. Jetzt können meine Hörer:innen also nicht nur ihren Erzählungen im Podcast folgen, sondern auch schauen, wo ihr Rennen genau langging.

Zur Radfluencerin? Ja, wann ist frau das eigentlich? Generell bin ich der Meinung, dass jede und jeder machen sollte, was er/sie möchte. Solange das niemandem Schaden zufügt. Persönlich folge ich nur Profilen, auf denen auch Inhalte geteilt werden, die mich interessieren. Das kann eine Radfluencerin sein, oder auch nicht. Wenn die Person mir was gibt, oder auch wenn ich richtig gut finde, was sie macht, dann folge ich ihr und dann influenced sie mich natürlich auch. Und da ich das alles selbst in der Hand habe, lass ich mich auch nicht nerven.

Raphael Albrecht

Johanna, wann werden wir unser erstes Rennen Seite an Seite bestreiten? Bzw. Planst du nochmal ein Ultra-Rennen in 2021 zu fahren?

Ja, eine kleines. Das «Dead Ends and Cake» in der Schweiz. Wollen wir uns was für 2022 überlegen? 🙂

Ulrich Bartholomös

Was sind deine Vorhaben/Ziele/Ideen/Pläne für dieses Jahr bezogen aufs Radlfahren?

2021 habe ich ein paar kleinere Rennen und Events auf dem Kalender und hoffe sie können stattfinden. Dabei sind zum Beispiel Holygravel, Hansegravel, Orbit 360 und das Dead Ends and Cake. Die größeren hebe ich mir für 2022 auf, da ich dann hoffentlich wieder mehr Planungssicherheit habe.

Andrea Seiermann

Was war das größte Missgeschick, dass dir bisher beim Podcasten passiert ist? Und was war dein schönstes Erlebnis mit dem Podcast?

Ich habe mal einen Podcast aufgenommen und nicht gemerkt, dass der Verstärker nicht an war. Leider konnte ich den dann nicht nochmal aufnehmen. Doof :/

Was würdest du dich (auf dem Fahrrad) gerne trauen?

Ich würde gerne wieder mehr meine Komfortzone verlassen. Aktuell bin ich eher vorsichtig und sicherheitsbedürftig

Tanja Erath

Johanna wie schaffst du das alles? Kinder, Podcast, Radfahren, Beziehung, Coach, Mental Coach…?!

Ja, das ist eine gute Frage. Ich glaube es seht von außen so als als ob ich mehr schaffe, als es wirklich der Fall ist. Mein Antreiber ist aber auf jeden Fall das Feedback von meinen Hörer:innen und Athlet:innen im Coaching. Und der Spaß, den ich bei allen meinen Projekten habe.

Wie sehr vermisst du die Red Hook Crits?

Mittlerweile sehr. Weniger die Rennen an sich und mehr die Menschen.

Jule Wagner

Was darf auf deinem Bikepacking Abenteuer niemals fehlen. Welches funktionelle Teil und welches Teil fürs Herz. 🙂

Ein extra Schaltauge, da es im Zweifel schwer zu bekommen ist. Fürs Herz immer etwas zum Wohlfühlen. Schoki oder ein extra Paar Socken 😉

Josh Schenk

Hast du die Hürde zum Wechsel zu Tubeless mittlerweile gewagt und wenn ja, wie war es?

Hahaha neee.. 😉 Ich verspreche, es bald auszuprobieren!! Es ist kein «Hürde» aber irgendwie eine Sache, für die ich noch keine Ruhe hatte bisher.

Torsten Frank

Johanna, wenn deine Familie für die entsprechende Zeit versorgt / bzw. regelkonform in der (im zweiten Fall der gleich genannten Frage) nicht zu nahen Nähe wäre, was würdest du lieber tun, wenn sich die Möglichkeit ergäbe: Ein Transcontinental Race oder ein Gravel Bikepacking Race selbst als Teilnehmerin bestreiten oder als Podcast Medien-„Crew“ begleiten? Also z.B. so wie es Calamaro von Broom Wagon für das SRMR und AMR oder Tom Bonett für das TCR und TPRNo1 machen?

Sehr gute Frage! Aktuell würde ich definitiv die Podcast-Begleitung machen wollen. Das finde ich mega spannend.

Für eine Teilnahme an einem großen Ultrarennen wie TPR oder TCR würde ich mich als Athletin gut vorbereiten wollen und das ist eher für 2022 realistisch ist.

Jana Kesenheimer

Ob und wie hat sich deine Einstellung und Motivation zum Radfahren im Laufe deines Lebens verändert (z.B. von kompetitiven Gedanken hin zu Abenteuer und Erfahrungen sammeln). Gab es dafür einen Auslöser (z.B. Kinder/Familie, Podcast, die Arbeit als Mentaltrainierin)?

Im Grunde habe ich kein Interesse mehr daran mich mit anderen zu vergleichen. Was dazu führt, dass ich zwar auch für das ein oder andere Rennen anmelde, aber auch viele eigene Projekte plane. Einer der Auslöser hierfür war sicherlich das Transcontinental Race. Es hat mir ganz deutlich gezeigt, dass ich für jeden Erfolg auch einen Preis bezahle und mir dieser bewusst sein sollte. Auch durch meine Ausbildung als Sport Mentaltrainerin wird mir immer bewusster, was mich glücklich macht und ich behalte das besser im Fokus. Abenteuer und neue Erfahrungen, Draußen in der Natur, gehören da definitiv zu.

Lernst du aus deinen Talks mit deinen Gästen auch selbst was über dich? Wenn ja, was blieb da so hängen?

Ja, jedes Mal nehme ich was für mich mit. Wenn ich die Interviews führe, überlege ich natürlich was meine Hörer:innen interessieren könnte, aber ich bin ja auch selbst sehr neugierig und beschäftige mich mit Themen. Oft sind es auch die Themen, die mich gerade beschäftigen, die mich auf potentielle Gäste stoßen lassen.

Was blieb hängen? Einfach machen! Keine wurde als (Ultra-)Sportlerin geboren, was zählt, ist es sich zu trauen und es auszuprobieren. Und bei Rückschlägen nicht aufzugeben. Da hat mich zum Beispiel auch deine Geschichte mit dem Unfall sehr inspiriert.

Fotos: Franziska Evers / Johanna Jahnke

Hinterlasse einen Kommentar